Am 23.12. sind wir also nach Buéa gefahren. Sie ist Provinzhauptstadt und liegt am Fuße des Mount Cameroon. 1901 wurde Buéa, unter dem Deutschen Jesko von Puttkamer, Verwaltungssitz der deutschen Kolonie. Auch heute kann man noch das "Puttkamer Schlößchen" sehen, den damaligen Gouverneurpalast. Im ersten Weltkrieg dann wurde Buéa von britischen Truppen übernommen.
Geplant war für uns, daß wir in der Mission der Presbyterianer übernachten sollten. Aber jemand hatte vergessen, uns mitzuteilen, dass kein Zimmer reserviert werden konnte, da eine Gruppe aus dem Tschad alle Zimmer reserviert hatte. Also mussten wir kruzfristig umdisponieren und landeten letztendlich im Flat-Hotel, einem von der Regierung unterhaltenen Hotel. Nachdem wir unsere Sache im Zimmer verstaut hatten, machten wir uns auf den Weg zum "The Mount Cameroon Inter communal Ecotourism Board", der Organisation mit der wir den Mont Cameroon besteigen wollen. Dort angekommen empfängt uns

Gwendolyn und teilt uns mit, dass unser Guide, mit dem wir die Tour geplant hatten, auf der Elefanten-Tour ist. Daher würden wir einen anderen Guide bekommen, Samuel. Nachdem alle Formalitäten geklärt und wir zurück im Hotel waren, beschlossen wir, uns ein Restaurant in Buéa für das Abendessen zu suchen. Von wegen... Das Auto war in Streik getreten :( Manu hat geflucht und eine Stunde am Wagen herummontiert. Als dieser dann doch endlich ansprang, war es spät. Also haben wir im Hotel gegessen (Ndolé mit Yam - wenn es gut gemacht ist, einfach sehr zu empfehlen!)
http://de.wikipedia.org/wiki/Ndol%C3%A9
Am nächsten Morgen um 7.30 Uhr sollte es dann losgehen mit unserer Tour zum Gipfel des Mount Cameroon - noch wussten wir nicht, was uns erwartet ;) Nachdem wir uns nur waschen konnten (Dusche außer Betrieb), gab es noch ein kurzes Frühstück in einem Straßencafé und los ging es:
http://www.mount-cameroon.org/Tours/Buea-Summit-Mann%20Spring%20Tour.pdf
Hier findet ihr das Angebot des "The Mount Cameroon Inter communal Ecotourism Board", welches wir genutzt haben. Ihr könnt also unser Tour auf der Karte verfolgen...
Und das ist es: unser großes Ziel :) Was wir da allerdings noch NICHT wussten - den Gipfel kann man von unserem Standpunkt noch gar nicht sehen.... Aber gut, erst einmal geht es los. Vorbei an einem Gefängnishof, wo Inhaftierte im Bereich Landwirtschaft arbeiten. Sie leben mit den Gefängniswärtern zusammen auf diesem Hof. Und sie dürfen auch ihre Frauen dort haben - nur keine Kinder. Was die Verbrechen betrifft, ist alles begangen worden...
Die erste Etappe geht durch den Regenwald. Hier ist es zwar recht warm aber nicht so warm und drückend wie erwartet. Samuel, unser Guide, erzählt uns eine ganze Menge über die Pflanzen und Tiere des Regenwaldes, zum Beispiel den Bobo, einen gelb-schwarzen Vogel, der uns mit seinem Gesang begleitet. Danke noch mal an Manu, der mir meinen immer schwerer werdenden Rucksack über längere Etappen abgenommen hat...
Ok, das ist also ein Teil des Weges... Ob das zu schaffen ist? Wie ihr seht, haben wir den Regenwald verlassen und befinden uns nun in der Savanne, vermutlich der Teil der Reise, wo ich mir meinen Sonnebrand zugezogen habe :)
Eine Ebene zu gehen wäre definitiv leichter gewesen. Mein rechtes Knie verübelt mir diese ungewohnte sportliche Aktivität immer noch... Aber es war einfach unglaublich und ich würde es wieder machen!
Blick ins Tal, leider war die Sicht nicht so klar, wie wir gehofft hatten. Trotzdem konnten wir zumindest Buéa sehen... Nach einer Rast an der ersten Hütte kamen wir dann endlich an unserem Ziel für die erste Übernachtung an.

Hut 2 (2850m). Hier kamen wir am Nachmittag gegen 14.30 Uhr an und konnten endlich länger als 10 Minuten ausruhen. Unsere beiden Porter, die ein Teil unseres Gepäcks trugen (Zelt, Lebensmittel, vor allem Trinkwasser), bereiteten das Abendessen vor: Reis in Öl-Sardinen-Bohnen-Paprika-Sauce :) Und sie bauten unser Zelt auf. Als die Sonne weg war, wurde es schnell kalt. Neben uns verbrachte eine Gruppe amerikanischer Peace-Corps-Mitarbeiter die Nacht hier. Sie hatten die Tour kurz nach uns mit 8 Leuten begonnen, 7 erreichten Hut 2. Hinzu kamen 7 Porter und 1 Guide. Die Porter und Guides schliefen in der Hütte und der Kochhütte. Allerdings erst, nachdem sie lange gebetet, gesungen und gequatscht hatten :) Die kleine Hütte auf dem Bild ist die Kochhütte. Rechts davon gab es die Toiletten-Hütte, zwei getrennte "Räume" mit jeweils einem Loch im Boden. Aber durchaus sehr praktisch, wenn der Wind über den Berg fegt...

Unser Schlafplatz für diese Nacht. Lange Hosen, lange T-Shirts, Fleecejacke waren unabkömmlich. Und es war immer noch kalt... Um 18.30 Uhr streckten wir unsere müden Glieder aus und lauschten den Geräuschen der aufkommenden Nacht...
Bis... ja, bis Samuel uns um 5.00Uhr weckte... Den versprochenen Kaffee gab es nicht. War aber nicht so schlimm, da die Müdigkeit dem Hunger noch weit überlegen war. Allerdings hielt diese "Betäubung" nicht lange an, da die Morgenfrische die Müdigkeit schnell vertrieb...
Und ja, ich fühlte mich tatsächlich erholt und fit für den bevorstehenden Tag. Und ich war beeindruckt vom Aufeinandertreffen von Nacht und Tag, Mond und Sonne... Ein unbeschreiblicher Sonnenaufgang, Naturerlebnisse, die sich einfach nicht in Worte fassen lassen... Und weiter ging es, immer dem Gipfel entgegen, den wir (wohlgemerkt) immer noch nicht sehen konnten... Aber wir merkten schnell, dass wir uns dem Gipfel näherten, denn...
...es wurde kälter... Ja, ich hätte nicht erwartet, daß ich meine Fleecejacke zusätzlich zur wind- und wasserdichten Jacke hier in Kamerun benötigen würde... Aber auch das trübte meine Laune nicht - noch nicht ;)
An diesem Punkt hat Manu nicht nur seinen Rucksack, sondern auch meinen getragen. Und wir glaubten, endlich den Gipfel zu sehen... Aber... er war es nicht... Und die Beine wurden müde, die Knie wollten sich nicht mehr beugen und aufwärts steigen... Die dritte Hütte, an der wir frühstücken wollten, war einfach nicht zu sehen...
...doch dann endlich kamen wir an, nach nur 3 Stunden... Es war kalt, ich war müde, Schmerzen in den Knien, ein gewisser Widerwille gegen das Laufen machte sich zum ersten Mal bemerkbar. Es gab salzige Bananenchips und geröstete Erdnüsse, kaltes Wasser, Bananen und Orangen und etwas Baguette zum Frühstück. Welche Wohltat. Nicht lang nach unserer Ankunft erreichten die ersten aus der amerikanischen Gruppe Hut 3. Allerdings war die Gruppe nun auf 5 zusammengeschrumpft...
Damit ihr seht, was der Mount Cameroon eigentlich ist: ein aktiver Vulkan...
Wir waren wieder auf dem Weg, rauf zum Gipfel. Ich kam mir zwischendurch ziemlichverloren in dieser Weite vor... Und ich wurde im Verhältnis zu Manu und Samuel immer langsamer, keine Ahnung woher die beiden ihre Energie nahmen... Ich hatte sie auf jeden Fall nicht mehr...Aber trotzdem geht man ja weiter, der Weg ist das Ziel und das Ziel dann doch letztendlich...
DER GIPFEL :D Geschafft, wir befinden uns hier auf 4095m Höhe!!! Samuel hat mir gratuliert mit den Worten: "Ich hätte nicht erwartet, dich hier oben zu sehen" (ich gebe zu, es gab Momente, an denen auch ich nicht geglaubt habe, es auf den Gipfel zu schaffen... (wenigstens Manu hat dran geglaubt, daß ich es schaffe ;) )
Und ja, auch hier ist es kalt... und zwar richtig, der Wind erschwert das Atmen. Aber nicht nur der, auch die Aussicht ist einfach atemberaubend schön, beeindruckend...
... und da soll es dann wieder nach unten gehen... Immerhin haben wir 10 Minuten auf dem Gipfel gestanden...
Ohne Worte...
Immer weiter geht's, ob ich will oder nicht (und hier will ich eigentlich lieber nicht, denn mittlerweile schmerzen auch die Zehen, die beim Abstieg die schmerzhafte Begegnung mit dem Ende des Schuhs, der Schuhspitze machen durften)... Aber Samuel reicht mir immer wieder die Hand, wenn es nicht weitergeht... Und dann geht es doch irgendwie weiter...
Allerdings langsam, für Manu und Samuel manchmal zu langsam, so dass ich weite Strecken eher für mich verbringe... Und mittlerweile ist es nachmittag, immer noch der 25. Dezember. Kurzer Rückblick: wir sind AUF den Gipfel rauf geklettert und befinden uns jetzt beim Abstieg... Hier sind wir auf dem Weg zu den Vulkankratern, die 1999 zum letzten mal ausgebrochen sind. Viel Vegetation gibt es hier nicht... Dafür steigt der Vulkanstaub IM Hosenbein hinauf bis übers Knie (und weit und breit KEINE Dusche...)
Nachdem wir die Kraterlandschaft hinter uns gelassen haben, geht es durch die Savanne Richtung Regenwald. Wo dieser anfängt, gibt es eine Quelle, Mann's Spring... Dieser Herr Mann war ebenfalls Deutscher und entdeckte die Quelle durch Zufall. Bis wir dort ankommen, müssen wir aber noch ein bisschen Savanne hinter uns bringen...

Aber dann, allerdings nach 16 Uhr (wohlgemerkt, wir sind um 5.30Uhr los... und zwischendurch trieb mir die Wut darüber, keine Kraft mehr zu haben und einfach stehenbleiben zu wollen, irgendwo im Niergendwo, die Tränen in die Augen...) sind wir angekommen... Unser Zelt steht schon, die amerikanische Gruppe hatte uns lange überholt (sie hatten keinerlei Gepäck bei sich, das hatten ihre Porter, vielleicht lag es daran ;)), unsere Porter bereiten unser Abendessen: Nudeln in Öl-Bohnen-Paprika-Sauce :) Wir waschen uns an der Quelle (juchuhhh, etwas sauber werden...). Quelle heißt in diesem Fall jedoch "Loch im Boden mit Betondeckel versehen"... Nun ja... Die Nacht ist auf jeden Fall wärmer. Es ist Weihnachten. Die Porter haben sich fast die ganze Nacht etwas zu erzählen. Als Samuel ihnen sagt, daß er nun schlafen muss, weil es früh weitergeht, ist mehr als die Hälfte der Nacht um. Der Porter, der neben unserem Zelt nächtigt, schnarcht. Einer der Amerikaner im Nachbarzelt ebenfalls... Nun gut, eine weitere schlafarme Nacht und ein letzter Wander-Tag stehen bevor :)

Gegen 6.30 Uhr geht unsere Reise weiter. Diesmal gab es vorher einen Kaffee und etwas Baguette... Wir durchqueren ein paar Meter Regenwald, um dann wieder in der Savanne zu landen... Aber es ist einfach eine unglaublich beeindruckende Landschaft. Hier könnten sich auch Löwen, Elefanten, Antilopen (die gibt's im Wald) und Giraffen wohl fühlen. Also wär ich ein Löwe, würde ich mich hier ansiedeln... Nur mit dem Essen sieht es etwas mager aus...

Dies ist der Lava-Strom von 1999... Er endet in Limbé, ein Bild davon seht ihr in "Weihnachtsurlaub 1", der Lavastrom stoppte abrupt, 200m vom Meer entfernt... Samuel war damals als Guide mit einer Gruppe auf dem Mount Cameroon unterwegs. Dieser Vulkanausbruch hatte zur Folge, dass sich Tourrouten verschoben. Jetzt, wo die Lava ausgekühlt ist, kann auf die alten Routen zurückgegriffen werden... Es gibt übrigens auch einen Gott auf dem Mount Cameroon. Ihm zu Ehren haben wir auf dem Hinweg getanzt und ihm eine Opfergabe gebracht (Blätter einer bestimmten Pflanze) und Samuel hat in seiner Einheimischen-Sprache dazu gesungen... Dieser Gott mag allerdings keine Albino-Menschen, diese lässt er verschwinden, wenn sie es wagen, den Berg zu besteigen... (hier in Kamerun herrscht eine sehr verschrobene Meinung den Albino-Menschen gegenüber...)
In der Savanne gibt es dann doch Vegetation (tut mir Leid, ich hab diesmal einfach vergessen, das Bild zu drehen...)

Von der Savanne geht es dann irgendwann wieder in den Regenwald. Dies ist die vorletzte Etappe. Wir waren allerdings so erschöpft, daß wir vergessen haben, zu fotografieren. Nach dem Regenwald kam noch eine lange Tour durch eine Bananenplantage. Diese schien kein Ende nehmen zu wollen. Um 14 Uhr erreichen wir dann endlich Bokwaongo (auf 900m Höhe), von wo aus wir mit dem Taxi zurück zum "The Mount Cameroon Inter communal Ecotourism Board" fahren. Dort verabschieden wir uns. Eigentlich sollten wir im Gästehaus des Büros eine Nacht verbringen dürfen. Samuel verabschiedete uns mit den Worten, daß dort jemand auf uns warten würde... Also fuhren wir mit dem Taxi hin. Allerdings wartete keiner auf uns... Manu rief also den Verantwortlichen an, der uns mitteilte, daß es kein Wasser und damit auch kein Zimmer für uns gebe... Was nun? Verschwitzt, dreckig, seit Tagen keine Dusche gesehen... Ein Hotel musste her. Wir machten uns also auf die Suche. Und erfuhren in den Hotels, in denen wir uns erkundigten, dass es anscheinend in ganz Buéa kein Wasser gabe... Also beschlossen wir, eine halbe Stunde Fahrt in Kauf zu nehmen und nach Limbé zu fahren. Dort bekamen wir dann ein Zimmer im Holiday Inn Hotel, einem wirklich schönen Hotel! Die Dusche war zwar kalt aber es war eine Dusche :) Und weil mein Geburtstag war, gingen wir abends im Hotelrestaurant essen. Schrimps in Tomaten- bzw. Pfeffersauce, dazu Reis, Bier und Top Pampelmousse (ein Erfrischungsgetränk, von dem ich auf dem Gipfel des Mount Cameroon geträumt hab ;) ). Und zum Essen dazu gab es ein Fußballspiel im Fernsehn. Nachts gab es dann ein unglaublich heftiges Gewitter mit Tonnen von Regen. Somit war unser Auto am nächsten morgen sauber, die Blasen, die wir uns gelaufen hatten, waren versorgt, wir waren frisch geduscht und konnten uns so auf den Weg nach Hause machen. Alles in allem war es zwar wirklich anstrengend aber ein unglaublich tolles Erlebnis, was ich jederzeit wiederholen würde und jedem nur empfehlen kann...
Zum Mount Cameroon bleibt noch zu sagen, für alle Sportlichen unter euch, es gibt ein Rennen, das Race of Hope. Es findet jedes Jahr im Januar oder Februar statt. Start ist in Buéa, Ziel ebenfalls. Mittendrin rennt man mal eben zum Gipfel rauf und wieder zurück. Das Rennen ist begleitet von Unfällen und manchmal sogar Todesfällen. Wen es interessiert, der findet hier mehr:
http://en.wikipedia.org/wiki/Mount_Cameroon_Race_of_Hope
Es gibt auch Videos auf Youtube. Ich ziehe in jedem Fall den Hut, vor allen, die dieses rennen mitmachen. Ich werde wohl nie als Läuferin teilnehmen. Vielleicht als Zuschauerin ;)
Liebe Grüße an euch alle und ich hoffe, ihr habt das neue Jahr zuversichltich und energiegeladen starten können :)