Sonntag, 26. Juni 2011

RUGBY :)

Senegal - Kamerun
Gestern hatte ich meine offizielle Einführung ins Rugby-Spiel. Nein, ich hab nicht selbst gespielt. Ich hab nur zurgeschaut. Es war das Spiel um den dritten Platz im "Championat de troisième division" und es spielte KAMERUN gegen SENEGAL :)
Rum-ta-ta und Clown
Um 15.30 Uhr haben Manu und ich uns mit Aubin (ihr erinnert euch vielleicht, er ist Taxifahrer und mittlerweile ein guter Freund) vor der Prsäidentenbühne des Stadions im Stadteil Omnisport getroffen, dort, wo wir auch schon das Fußballspiel Kamerun-Senegal gesehen hatten. Diesmal war das Stadion jedoch vergleichweise leer. Und der Eintritt war frei. Obwohl es mehrere offizielle Rugby-Mannschaften in Kamerun gibt und sogar eine Nationalmannschaft existiert, wird dieser Sport nicht offiziell gefördert.
Es waren aber mehr Menschen bei dem Spiel, als ich erwartet habe. Und vor allem viele Familien mit Kindern. Die Stimmung war ausgelassen, viel Musik und Tanz. Aber an diesem Tag keine offziellen Getränkeverkäufer, kein Alkohol, aber reichlich zu Essen (Süßigkeiten, Kokosgebäck, Maiskolben, Baignets, etc. etc. etc.).
Die Mannschaften liefen unter großem Jubel auf, eine Band spielte, ein Clown zog seine Show ab und das Spiel ging los. Die Regeln habe ich noch nicht wirklich verstanden. Ich habe aber herausgefunden, dass die kräftigen Spieler den Ball vorwärts pushen und die schlanken Spieler flitzen :) Immerhin habe ich (fast immer) gewusst, wo der Ball ist. Was ja nicht so leicht zu wissen ist, wenn so viele Körper übereinandergestapelt sind.
Ich muss sagen, ein interessanter Sport - aber nicht ganz ungefährlich. Aber er kann auch mit einer Kopfverletzung gespielt werden. Auch wenn der, zu dem die Kopfverletzung gehört, zu denen gehört, die den Ball vorwärts pushen und der dann auch mal ganz unten im Gewühl landen kann.
Aubin spielt selbst auch. Deswegen fehlt es nicht an Erklärungen über Spielzüge und Kommentare zu den Spielern und dem Spiel. Wie gesagt, richtig verstanden habe ich nicht alle Regeln. Aber zu meiner Verteidigung kann ich sagen, es war ja auch alles auf französisch ;)
Obwohl Kamerun 6:15 verloren hat und Aubin am Ende des Spiels ziemlich geknickt war, war die Stimmung kein bißchen angespannt, wie beim Fußballspiel. Im Gegenteil, die Mannschaft wurde trotzdem bejubelt... Ein spannender Nachmittag :)
(Merci Manu pour les photos et videos ;) )
Wie ihr sehen könnt, sind diesmal wesentlich weniger Menschen da, als beim Fußball ;)

Dienstag, 21. Juni 2011

Zwei Wochen schon wieder rum...

...ich weiß. Tut mir Leid, dass ich so wenig Zeit gerad für meinen Blog habe. Das liegt daran, dass ich immer noch arbeite, weil die junge Frau, die ich vertreten habe, wieder erkrankt ist. Also arbeite ich jetzt doch bis Ende Juni und baue meine Überstunden nicht ab. Nebenbei schreibe ich meine Hausarbeit zur Korruptionsbekämpfung in Kamerun. Ziemlich frustrierend das Ganze. Und ich muss gestehen, dass ich nicht mehr sicher bin, was mir das Studium überhaupt bringen kann. Denn Nachhaltigkeit in der Entwicklungszusammenarbeit ist ja schön und gut. Und es ist auch nett, dass manche Hilfe ankommt. Aber hier in Kamerun verschwindet leider der Großteil der Hilfe in irgendwelchen schwarzen Löchern - wohlgemerkt mit Wissen ALLER Beteiligten... Und die Geberländer zeigen sich nicht nur hilflos, sondern auch ratlos gegenüber dem Verhalten der hiesigen Regierung und den Korruptionsausschweifungen. FRUST FRUST FRUST :(
Nun ja, übernächsten Samstag geht es nach Europa. Und ich freu mich riesig. Besonders auf KÄSE :D Den gibts hier zwar manchmal aber der ist so gut wie unbezahlbar. Ein teurer Luxus... Aber bevor es nach Europa geht, steht noch der Auszug bevor. Wir werden zwei Nächte bei Freunden bleiben, denn ins neue Haus können wir noch nicht rein, weil da noch unsere Freunde wohnen.
Seit letzter Woche ist Louis zu Besuch. Er ist ebenfalls Lehrer, für Geschichte und Geographie. Und er hat mit Manu zusammen (und Manus jetzigem Direktor) bereits schon auf Haiti (oder in Haiti?) gearbeitet. Jetzt lebt er in Brazzaville/Kongo mit seiner Familie und unterrichtet dort. Ich freu mich schon darauf, ihn und seine Familie im Kongo zu besuchen :) Leider fliegt er morgen schon wieder weiter, dann ist er hier fertig damit, das Abitur zu korrigieren und fliegt dann nach Nairobi, um dort weiter zu korrigieren. Und unser Mitbewohner Yann, der in Gabun war, um dort das Abi zu korrigieren, kommt irgendwann heute oder die nächsten Tage zurück.
Das war jetzt eine anstrengende Zeit mit Hausarbeit, Arbeit, vielen Abschieden, Planung meiner beruflichen Zukunft hier und und und. Und ich bin zieeeeemlich müde.

Also entschuldigt, dass es diesmal keine Fotos gibt. Es gibt einfach so viel anderes zu tun :)
Bis bald, lasst es euch gut gehen...

Dienstag, 7. Juni 2011

Was noch in unserem Kopftoch landet...

...und was einem so vor die Füße fallen kann, wenn man duscht...

Kochbananen
Ich brauch gerad eine kleine Pause von meiner Hausarbeit zum Thema Korruptionsbekämpfung. Darum noch mal einen Blick für euch in unsere Kochtöpfe. Ein Gericht, das Bih, die Frau, die bei uns sauber macht und kocht, besonders gut kann: Folong mit Plataine (Kochbanane). Sehr lecker, wenn auch manchmal etwas ölig:
Folong mit Fleisch (alter, zäher Kuh) :D


nach der Bergung aus dem Absfluss...













man beachte die Größe in Krümmung!!!
und der Stachel ist auch nicht zu verachten...
Und dann noch die Geschichte, was einem beim duschen so vor die Füße fallen kann. Als ich gestern abend ins Bad kam, flog dort ein dickes etwas mit orangfarbenem Hinterteil herum. Vom Aussehen her eine Hornisse, allerdings in schwarz und orange. Da die Decken des Hauses zu hoch sind, als dass ich hätte etwas gegen dieses Wesen unternehmen können, blieb die Badezimmertür halt verschlossen, damit dies Ding nicht während der Nacht ins Schlafzimmer gebraust kam. Heute morgen war es immer noch da. Putzte sich genüßlich, während ich, dieses Etwas immer im Auge behaltend, eine Dusche genießen wollte. Denn meine Nacht war unruhig und endete um 4.30 Uhr. Also war ich etwas gerädert. Ich steh also so unter der Dusche, lasse dieses Viech einen winzigen Augenblick gezwungenermaßen aus den Augen, weil mir der Shampoo-Schaum in die Augen rinnt. Als ich die Augen schließe, schwebt dies Ding an der gegenüberliegenden Wand (!) herum. Dann macht es "Plopp" und "Bssssssss". Da war der Schaum in den Augen egal. Dieses Viech war, aus welchem Grund auch immer, in Richtung Dusche geflogen. Warum es dann abgestürzt ist, kann ich nicht sagen. Ich befüchte, es ist um meinen Kopf gebrummt und dann von eine mWasserstrahl getroffen worden. Wie auch immer, dies Ding ploppte neben meinen Fuß. Und, als ob ICH was dafür konnte, sticht es direkt mit seinem Stachel nach mir. Ich hab wirklich nichts gemacht. Allerdings war ich wegen Schreck und Stachel (nein, ich wurde nicht getroffen, da ich vorher mehr oder weniger elegant aus der Wanne gehüpft bin) und Schaum in den Augen, konnte ich nicht schnell genug handeln, so dass das Wesen verstarb. Aber ich bin mir auch nicht sicher, ob es verstanden hätte, wenn ich Rettungsversuche hätte unternehmen können oder ob es mich als weitere Bedrohung gesehen und deswegen gestochen hätte... Das war nach einer kurzen Nacht ein adrenalinreicher Morgen :)

Lasst es euch gut gehen. :)





Montag, 6. Juni 2011

Nachtrag zum Fußballspiel...

In folgendem Artikel könnt ihr die traurige Bilanz eines vergebenen Elfmeters lesen. Es hat nicht nur gewaltsame Auseinandersetzungen und Barrikaden, Straßenschlachten, Verhaftungen und Beschädigung von Menschen und Sachen gegeben. Es gab auch Tote und zahlreiche Verletzte. Die Taxifahrer berichten von zwei Toten in der Nacht nach dem Match. Die Zeitung berichtet von vier Toten und einer Frau, die eine Fehlgeburt erlitten habei, weil sie Tränengas eingeatmet hat.
Letztendlich spielt es keine Rolle, wie viele Tote und Verletzte es gegeben hat. Es spielt aber eine Rolle, dass es so weit kam. Da fragt man sich doch, wieviel Macht so ein Fußballspiel hat, dass es solche Auswirkungen verursacht. Natürlich wollten die Kameruner am CAN 2012 ( la coupe d'Afrique des nations de football) teilnehmen. Aber wie bei jedem Spiel gibt es nun mal Verlierer.
Ihr merkt, ein neues Thema über das wir alle nachdenken sollten. Ist dieser Sport es wirklich wert, dass Menschen ihr Leben verlieren??? Ich denke nicht...
http://www.cameroun-online.com/actualite,actu-15928.html

Sonntag, 5. Juni 2011

Fußball Kamerun-Senegal (Qualifizierungsspiel für Gabun)

Gestern, Samstag den 04. Juni 2011 im Stadion Ahmadou Ahidjo in Yaoundé: ein großes Spiel um 15.30 Uhr: Kamerun gegen Senegal.
Fußabll-Papst
Wir fahren mit dem Taxi zum Stadion in der weisen Voraussicht, dass es überall voll sein wird. Am Stadion angekommen passieren wir die ersten großen Menschenansammlungen. Es ist laut, es ist voll und es ist bunt. Überall ziert die kamerunische Flagge Autos, Handgelenke, Hüte, Gesichter. Das Polizeiaufgebot ist groß, ebenso die Präsenz der "schnellen Eingreiftruppe" (B.I.R) und des Militärs. Wir passieren die erste Kontrolle. Dort geht es schon hoch her, da die ersten versuchen, sich ohne Eintrittskarte ins Stadion zu schleichen. Beim Ticketkauf hatte man uns die Tribüne "Honneur" empfohlen, pro Platz 10.000 CFA. Das hat mich zuerst ein wenig genervt, weil ich das Gefühl hatte, dass wir wieder mal eine herausgehobene Situation hatten. Aber ich sollte eines besseren belehrt werden. Nach einer zweiten und dritten Kontrolle unserer Tickets erreichen wir unsere Tribüne.
Die Tribüne "Honneur" ist voll - unglaublich voll. Und sie erscheint voller, wenn die Fans tanzen und ihre selbstgebauten Xylophone auf den Stufen aufbauen. Wobei, das ist schon sehr beeindruckend: viele verschiedenlange und grob geschliffene Holzstücke. Ein paar Holzstück quer druntergelegt und es kann drauf los musiziert werden.
Fans

Wir sind zwei Stunden vor Anpriff da. Und das ist gut so. Denn wir ergattern noch einen überdachten Platz auf den Steinstufen. Der Himmel ist weiter bewölkt aber es hat aufgehört zu regnen (was es den ganzen Morgen über gemacht hat) und es wird ein bißchen wärmer.
Das Stadion füllt sich, überall wird getrommelt, getanzt, gesungen, gepfiffen und gelacht. Getränke werden verkauft, ebenso Fanmaterial (Zeitschriften, Fahnen, Armbänder, etc.).
Und dann geht es los: Die senegalesische Mannschaft betritt den Rasen. Nur verhaltener Applaus, Buh-Rufe (von wegen Fußball = Fair Play). Dann erscheint die kamerunische Mannschaft, das Stadion bebt unter den Jubelrufen, den Trommelwirbeln und den Füßen der Tänzer. Die Stimmung ist ausgelassen. Schnell noch die üblichen Fotos (zuerst ein Foto der Fotographen, dann die beiden Mannschaften) und die Nationalhymnen (Senegal ist kaum zu hören, Kamerun dafür um so lauter).
Foto der Fotographen
mummenschantz in Kamerun :) erinnert an Walpurgisnacht ;)
Die beiden Mannschaften
Und dann beginnt ein recht langsames, unorganisiertes und eher unspektakuläres Match. Zwischendurch habe ich den Eindruck, die Spieler haben nicht wirklich Lust, zu spielen. Viele Ballverluste, viel unnötiges Gerempel, ein paar (mehr oder weniger) gut Chancen. In der Halbzeitsteht es 0:0. Nach der Pause wird das Spieltempo ein wenig angezogen. Es ergeben sich mehr Chancen. Als der Trainer der kamerunischen Mannschaft beschließt, die beiden besten Spieler auszutauschen, gibt es ein enormes Aufbegehren der Fans. Konsequenz: der Trainer entscheidet sich anders. Dann das Unglaubliche, was die entscheidende Wende im Spiel bringen kann: ein Foul vor dem senegalesischen Tor beschert den Kamerunern einen Elfmeter. Die Fans springen von ihren Plätzen auf, für einen kurzen Moment hält das Stadion den Atem an, bevor ein Sturm an Anfeuerungsrufen losbricht. Es liegt eine gewisse Nervosität in der Luft. Der berühmteste Spieler der kamerunischen Mannschaft tritt an: Eto'o!!! Die Menge jubelt, ist außer Rand und Band. Eto'o legt sich den Ball zurecht. Er konzentriert sich, läuft an, zielt... UND... trifft den Pfosten! Er trifft nur den Pfosten. Und es wird still im Stadion. Also ob alle die Luft anhalten. Das war DIE Chance, um im nächsten Jahr in Gabun dabei zu sein. Und es war die letzte Chance... Und Eto'o trifft den Pfosten... Die letzten Minuten verlaufen unspektakulär. Dann der Abpfiff, das Spiel ist vorüber und Kamerun ist raus. Die Stimmung im Stadion ist seltsam: eine Mischung aus bedrückt, niedergeschlagen, frustriert und aufgebracht.
Die Tribüne leert sich, es beginnen die ersten Auseinandersetzungen. Auf der gegenüberliegenden Seite, wo ich eigentlich dachte, ich würde dort lieber sitzen, geht es hoch her. Fans klettern über die Zäune und rennen über das Feld. Die Security-Leute versuchen sie, zu erwischen. Aber die Fans schlagen Haken und entkommen. Wenn nicht, dann wird es brutal. Dann wird geschubst, getreten, geschlagen. Auf der gegenüberliegenden Seite rücken Polizei und Militär an. Die Stimmung wird kritisch, so dass wir das Stadion lieber verlassen. Draußen stehen viele angetrunkene und frustrierte Fans, die laut schimpfend, provozierend und pöbelnd ihrem Ärger Luft machen. Überall Polizei, B.I.R. und Militär in Hab-Acht-Stellung.
Wir machen uns mit den Massen auf den Heimweg. Keine Chance auf ein Taxi, also zu Fuß. Die Polizei fährt mit Wasserwerfern vor. Die Stimmung ist unangenehm, aufgeheizt, provokant, unsicher. Ich weiß nicht, vor wem ich in dem Moment mehr "Respekt" habe, vor den aufgebrachten Fans oder vor den Menschen mit den Waffen in Bereitschaft: Ich würde im Nachhinein sagen vor letzteren.

Eto'o bereitet sich auf den Elfmeter vor...
Das war also das wichtige Spiel Kamerun-Senegal. Für den Abend sind wir bei einer Kollegin von Manu und Yann eingeladen, die im Sommer, gemeinsam mit ihrem Mann, Kamerun verlässt und zurück nach Mauritius geht, woe sie ursprünglich her kommt. Ein intensiver Tag geht um Mitternacht zu Ende.

Lasst es euch gut gehen, genießt den Sonntag und passt auf euch auf :)

Kleiner Nachtrag aus der kamerunischen Presse: http://camfoot.com/?cameroun-senegal-le-onze-entrant,13604.html

http://camfoot.com/?cameroun-senegal-des-emeutes-a-la-suite-d-un-0-0-au-gout-amer,13605.html

Wahrscheinlich war es keine schlechte Wahl, NICHT mit dem eigenen Auto zu fahren, sondern letztendlich zu Fuß zu gehen. Eine kurze Zusammenfassung des letzten Artikels: Fans haben mit Stöcken und Steinen bewaffnet das Stadion umringt, um die Fußballspieler abzufangen. Nur massives Polizei- und Militäraufgebot, der Einsatz von Schlagstöcken und Gas, ermöglichte den Spielern einen Weg durch die wütende und aufgebrachte Menschenmenge. Es gab Verletzte, Verhaftungen, Plünderungen und Sachbeschädigungen. Traurige Bilanz eines Spiels, von dem gesagt wird, dass angeblich die Welt vereint, verbindenes Mittel ist und und dem Motto "Fair Play" ausgeübt wird: Fußball...
Vorausgesetzt: es wird auf allen Ebenen und von allen "Parteien" FAIR gespielt.
Eto'o verfehlt...